Manifest DAS NETZ
Was ist es?
Es ist ein geistiger Raum, der mit elektronischen Mitteln zunehmend Allen zugänglich wird. Geistiger ist er als der bisherige Materialismus, vor allem des „Westens“: Vorherrschend ist in ihm nicht mehr der Mangel, sondern die Fülle. Entsprechend vermindert sich das Kämpfen um das immer zu Knappe. Die Tendenz zur Liebe verstärkt sich. Wir nennen dieses „Geistige“ heute Information, Kommunikation.
Warum entwickeln wir uns dahin?
Weil wir überwiegend geistige Wesen sind, nicht Überlebenstiere nur.
Was wollen geistige Wesen?
Erkenntnis, Sinn, Liebe.
Was ist diese Erkenntnis?
Die unserer selbst. „Erkenne Dich selbst“, das ist die Grundfrage unserer Philosophie. Sie ist zugleich die Erfahrung unserer höchsten Möglichkeit: was wir Gott nennen. Wenige konnten bisher Schritte in Richtung dieser Erfahrung machen. Nun sind es viele. Dieses Netz ermöglicht das erste Mal in der uns bekannten menschlichen Geschichte Allen, geistige Wesen zu werden.
Wie kam das?
Wir glauben, dass wir uns von tierischen Ursprüngen zu Sinn und Glück suchenden Wesen entwickelt haben. Beides wollte das so genannte Patriarchat durch sinnliche und materielle Befriedigung erlangen. Dabei stellte sich heraus, dass den Vielen der Mangel blieb und wenigen der Überfluss. Der
Überlebenskampf prägte das Leben der Meisten. Erst jahrtausendlange Akkumulation ermöglicht heute Vielen, gut zu überleben. So gut, dass sich Allen zeigt, dass das nicht glücklich macht. Da fehlt was.
Was ist das?
Wer ist glücklich? Glücklicher waren Menschen, die ihren Geist entwickeln konnten. Wirklich glücklich war der vergeistigte Mensch. Dahin streben wir – von allem Anfang an.
Wie taten wir das?
Ekstatisch. Ekstasen ermöglichten Menschen zu allen Zeiten, zeitweise ihren Körper, die Materie, zu verlassen und eine erweiterte, ja die Wirklichkeit zu erfahren. „Ja, das bin ich. So ist es.“ Daraus wurden manche Male Religionen, Volksschulen der Wahrheit. Doch auch sie ließen nur wenige nur kurze Zeit ahnen, was Glück ist. Was sie wirklich sind. Alle Versuche, das Himmelreich auf Erden zu holen und damit unser Recht auf Glück materiell zu verwirklichen, scheiterten blutig. Nun beginnen wir, dies aufzugeben und stattdessen es im „Geist“ zu realisieren.
Im Netz.
Wie entstand das Netz?
Das Netz entsprang einer einzigartigen und beispiellosen globalen Ekstaseerfahrung oder Vision, die sich „1968“ nennt. Alle bisherigen Ekstaseerfahrungen blieben personal und regional, äußerstenfalls national: „Männer machen Geschichte“. Diese letzte Ekstaseerfahrung ist global und überwältigend wie nie zuvor. So stark, dass keine Religion daraus entstand, sondern eine Erfahrungsfamilie neuer Menschlichkeit.
Woher kam diese „Verrücktheit“?
Niemand weiß es. 1968 ist unbekannt bis heute. Aber wirksam. „Der Geist weht, wo er will – niemand weiß, von wannen er kommt und hinnen er geht.“ Es war ein rätselhafter Erleuchtungsschub, den jeder durch sein Verständnisfenster verschieden wahrnahm. Gemeinsam wussten alle, dass wir ganz anders sind, als wir bisher glaubten: „Liebe, nicht Krieg“. Freunde, nicht Fremde. Oder Feinde.
Woraus besteht das Netz?
Aus einem Rohstoff, der nicht mehr materiell, sondern feinstofflich ist: Information. Dieser Rohstoff ist das erste Mal in der Geschichte im Zentrum der Gesellschaft: das Ergebnis einer langen Akkumulation unserer Vorfahren. Wir ermessen noch nicht, was das bedeutet. Wir glauben uns noch kämpfend und leidend – in unserer Vergangenheit. Doch wir schreiten fort: Wir vergeistigen den Stoff durch Technik. Ein winziges Stück Materie wie ein Handy ist „smart“, überaus intelligent.
Doch all diese Vergeistigung des Stoffes, diese „Technik“, hat uns nicht glücklich genug gemacht. Sie scheint zudem sich selbst zu zerstören. Weniger Stoff und mehr Geist, dahin gehen wir zwar. Aber erst der heute sich vollziehende Schritt in das Überwiegen des Geistes stellt einen qualitativen Sprung dar ins Glück. In den Sinn.
Was ist das für ein Schritt?
Der ins Netz, die bislang smarteste Technik.
Diese Ekstase oder Erleuchtung heißt: nicht im Körper.
In ihm versuchten das verzweifelt auch 1968 noch Einige: Der körperliche Kampf für eine bessere materielle Welt. Und verloren. Aber es floss weniger Blut als je zuvor.
Das Netz entstand aus dieser Erfahrung: Das Glück ist nicht zu haben in dieser Welt. Daher der zunehmende und andauernde Trip in den Geist, die neue Welt. Mehr: Eine Völkerwanderung. Vor allem der Jungen, auch wenn sie es ungern zugeben. Die Älteren beschweren sich über die Restkörper, die sie uns zurücklassen: lasch, lahm.
Was tun die Jüngeren dort?
Zuviel, finden die Älteren und versuchen, das Netz zu ihrer alten und vertrauten Mangelwelt zu machen.
Wär’ ja noch schöner …!
Also was tun sie?
Sie erweitern ihr Bewusstsein. Letztlich erkennen sie sich selbst. Nennt sich Kreativität, zahllose Freunde oder communities, irre Bilder und Töne. Wissen. Liebe. Sie verwenden das Netz als Trainingsmaschine zur Vergeistigung. Üben, üben, üben. Wir sind noch ganz am Anfang. Denn so recht glauben, dass das Virtuelle die Realität und das Materielle ein Traum ist – das können auch die Jüngeren noch nicht. Das sitzt so tief – das Fleisch. Kommt noch, sagt die Morgenröte, die 1968 war. Wir wussten damals nicht, wie uns geschah. Es war zwar alles, was wir heute wissen – und doch noch viel mehr, was wir noch herausfinden werden.
Es war eine Singularität: alles verschlingend, alles hervorbringend.
Nicht nur Zukünfte wie das Netz bildete es, sondern auch Halos um die zu ihm hinführenden „Vorläufer“. Denn nachträglich erklären wir uns ängstlich, dass 68 ganz folgerichtig entstanden sei. Weil da doch schon so viel vorher war. Das musste so kommen. Nichts Besonderes. Lieber nicht wissen.
Warum nicht?
Weil das Bewusstsein nachhängt, weit nachhängt der Gegenwart. Das muss es, weil es Distanz zu seinen Gegenständen braucht, räumliche und zeitliche. Es weiß daher immer nur das Entfernte, Vergangene. Leben aber tun wir im Jetzt. Diese Differenz empfinden wir leidvoll. Und es dauert scheinbar so lang. Macht nichts. Läuft rasant. In Wirklichkeit hat die unendlich vielgestaltige Fülle des Netzes längst den Kapitalismus verlassen, das effektive Verteilersystem des ewigen Mangels. Und nicht nur ihn!
Der bleibt: im Körper. Das ist sein Kennzeichen.
Wie kann ich das „wissen“, sehen? Und glücklich sein?
Yes, you can.
Rainer :: Apr.18.2011 :: Bücher, Über mich :: No Comments »